02.06.2024

Böttcher, Engel und Topf schrauben die IDM-Bilanz auf 20 Weltrekorde im Para Schwimmen

Auch am vierten und letzten Wettkampftag der 38. Internationalen Deutschen Meisterschaften im Para Schwimmen in Berlin (IDM) war eindrucksvoll zu sehen, wie gut vorbereitet die Aktiven des Deutschen Behindertensportverbandes e.V. (DBS) auf die Paralympics in Paris (FRA/28. August – 08. September) zusteuern. Gina Böttcher (SC Potsdam/Startklasse SM4), Josia Topf (BPRSV/SM3) und Taliso Engel (SG Bayer/SB13) trugen mit ihren Weltrekorden dazu bei, dass die Gesamtzahl dieser ultimativen Bestleistungen bei der IDM am Sonntag noch auf insgesamt 20 anstieg.  

Alle IDM-Ergebnisse auf einen Blick 

“Viele unserer Aktiven hatten die Paris-Norm bereits bei der EM in Portugal erfüllt, für sie ging es bei der IDM vor allem um technische oder taktische Verbesserungen aus dem vollen Training heraus. Trotzdem wurden dabei nun viele Bestzeiten und sogar Rekorde abgeliefert, das gibt uns noch einmal zusätzlichen Rückenwind für die zwölf Wochen bis zum Saisonhöhepunkt”, sagte Bundestrainerin Ute Schinkitz. Ihr Nominierungsvorschlag für Paris steht nach dieser IDM nun endgültig fest, die 13-jährige Berlinerin Johanna Döhler (Berliner Schwimmteam) hatte am Samstag das zwölfte und letzte deutsche Ticket für die Spiele in Frankreich erkämpft. Die offizielle Berufung durch den DBS (Deutscher Behindertensportverband) erfolgt dann am 18. Juli. Mit Elena Semechin, Verena Schott und Taliso Engel sind alle deutschen Medaillengewinner*innen von Tokio 2021 in Frankreich wieder dabei. 

IDM Schwimmen: Zwölf Aktive werden nun für die Paralympics vorgeschlagen  

Bei der EM im April hatte Gina Böttcher mit drei Triumphen geglänzt und insgesamt sogar sechs Medaillen in Portugal gewonnen, in Berlin machte die 23-Jährige nun in ähnlich dominanter Manier weiter. Über 200m Lagen unterbot sie ihren eigenen Weltrekord (4:04,24) bereits im Vorlauf in 3:57,62 Minuten deutlich, um sich im Finale dann sogar auf 3:55,07 zu steigern. Und zwischendurch verbesserte sie außerdem noch ihren deutschen Rekord über 100m Rücken auf 1:48,48. “Eigentlich fühle ich mich so, als wäre es ganz schön schwer heute, es sind jetzt auch schon drei Tage IDM vergangen. Aber das war mein Ziel und ich bin froh, dass ich es geschafft habe”, sagte die von Trainer Maik Zeh betreute Schwimmerin. Nach Rang sechs in Tokio scheinen Medaillen in Paris diesmal in Reichweite. 

Das gilt auch für Josia Topf. Bereits am Vormittag pulverisierte der 22-Jährige in 4:09,18 Minuten den bisherigen Weltrekord über 200m Lagen (4:19,48) um rund zehn Sekunden und packte im Endlauf mit 4:05,19 noch einen drauf. “Mein kleiner Cousin hatte gestern Geburtstag und er wollte unbedingt, dass ich eine Goldmedaille gewinne. Jetzt war ich leider am Samstag aber nur im B-Finale der World Series, da habe ich ihm versprochen, okay, dafür kriegst du heute einen Weltrekord.” Letztlich wurden es sogar zwei auf dieser leider nicht paralympischen Disziplin. In Paris stehen in dieser Startklasse (und auch in der von Gina Böttcher) nur 150m Lagen ohne Schmetterling im Programm.  

Die paralympischen Strecken in den verschiedenen Startklassen

IDM Berlin Schwimmen: Taliso Egel hält nun alle Brust-Weltrekorde

In Tokio hatte Taliso Engel vor drei Jahren bereits Gold über 100m Brust gewonnen, als Weltrekordler auf allen drei Bruststrecken ist er hier in diesem Jahr nun zweifellos der Favorit. In Berlin blieb der Franke einen Tag nach seinem 50m-Coup nämlich auch über 200 Meter in 2:23,59 Minuten unter dem 24 Jahre alten Uraltweltrekord von Maksim Nikiforov (RUS/2:28,83): „Das ist eine Zeit, mit der ich zum aktuellen Zeitpunkt super, super zufrieden bin. Ich hätte nach den 100 Brust am Donnerstag nicht gedacht, dass die 200 Brust jetzt so gut laufen“, freute sich der Athlet der SG Bayer.  

So funktionieren Klassifizierung und Punktewertung bei der IDM 

Während Maisie Summers-Newton (GBR/SM6) über 200m Lagen (2:55,07 Minuten) und Gabriel Geraldo dos Santos (BRA) über 50m Schmetterling (52,37 Sekunden) noch für zwei weiteren Weltrekorde an diesem Tag sorgten und Alessia Scortechini (ITA/S10) einen Europarekord über 50m Schmetterling (29,66 Sekunden) aufstellte, konnten sich die Gastgeber auch noch über einige nationale Rekorde freuen. Pascal Rentsch (VSB 1980 Magdeburg/SM14) blieb über 200m Lagen zweimal (2:22,52 und 2:21,86 Minuten) unter der bisherigen Marke, Julian Füllgraf (VfL Osnabrück/S14) in 28,78 Sekunden und Jonas Schneider (Team Bayern/AB) in 26,76 waren über 50m Schmetterling so schnell wie kein anderer Deutscher zuvor in ihren Startklassen. Und über 100m Rücken sicherte sich auch Michael Petre (SG PSV-MFZK Schwerin/S5) mit seiner Zeit von 1:54,39 Minuten den Eintrag in die Rekordbücher. 

“Das war eine rundum gelungene Generalprobe für die Paralympics, die IDM in Berlin ist ihrem hervorragenden Ruf als internationales Topevent erneut gerecht geworden”, sagte Kirsten Leow vom gastgebenden Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Berlin (BSB). Geschäftsführer-Kollege Philipp Bertram ergänzte: “Großen Dank an alle, die zum Gelingen dieser großartigen Veranstaltung beigetragen haben.” 

 

Nominierungsvorschlag für die Paralympics (Alter/Verein/Startklassen):

Frauen: Gina Böttcher (23/SC Potsdam/S4/SB3/SM4), Johanna Döhler (13/Berliner Schwimmteam/S13), Mira Jeanne Maack (20/Berliner Schwimmteam/S8/SB7/SM8), Tanja Scholz (39/PSV Neumünster/S4/SB2/SM3), Verena Schott (35/BPRSV/S5/SB6/SM5), Maike Naomi Schwarz (30/SC Potsdam/S12), Elena Semechin (30/Berliner Schwimmteam/S12)  

Männer: Malte Braunschweig (23/Berliner Schwimmteam/S9/SB9/SM9), Taliso Engel (21/SG Bayer/S13/SB13/SM13), Philip Hebmüller (17/Düsseldorfer SC/S13/SB13/SM13), Josia Topf (22/BPRSV/S3/SB3/SM3), Maurice Wetekam (18/SG Bayer/S9/SB9/SM9)